Eine Tante, Klaviermusik und seltsame Geräusche

Der Herr Hans Joachum Krause
saß beim Frühstück noch zuhause,
weil man sich ja dann und wann
auch mal Ruhe gönnen kann.
Friedlich und in Einklang mit der Welt,
denn gestern gab es nun mal Geld.
Dem Redakteur brach deshalb fast Herz.
jedoch Krause ignorierte dessen Schmerz.
Die Gattin strich ein Hörnchen sich mit Butter
und sagte nebenbei:“ Ach Schatz, ich werde Mutter“!
Er blickte von der Zeitung auf, ganz ungerührt:
„Hast Du schon wieder mal den Briefträger verführt?“

Die Gattin zückte heftig nun das Buttermesser,
und Hajo fiel ihr in den Arm. „Es ist doch besser,
wenn wir uns nun gemeinsam freuen, Haselmaus.
Ich bleibe sicher öfter jetzt bei dir zuhaus“.
Schnell war der Friede wieder hergestellt.
Und zu den großen Rätseln dieser Welt
gehört, warum man einen Ehestreit vom Zaune bricht,
der oftmals heftig endet. Ach, das wollte man ja nicht.
Das hatte Hajo und die Haselmaus bewogen.
Sie hatten rechtzeitig die Notbremse gezogen.

Trotz allem mußte Hans-Joachim Krause
inzwischen leider fort, weg von zuhause.
„Vergiß nicht, deine Mütze aufzusetzen,
wenn dich die vielen Sensationen hetzen“
rief seine Gattin ihm im Scherz noch hinterher.
Ach ja, das Leben war mal leicht und öfter schwer.
In einer Gegend, wo nur kleine Leute, Spießer, wohnen –
wo gab es dort denn schon andauernd Sensationen!
Die fanden nämlich meistens ganz woanders statt.
Und wenn man dann nicht mal nen Informanten hat….

Besonders schwer ist ja der Broterwerb in diesen Tagen.
Man muß sich wirklich täglich außerordentlich plagen.
Er mußte noch zu seinem Chef, der wollte eben
dem Hans-Joachim noch nen weisen Ratschlag geben.
An seiner Pfeife, die nicht brennt, zieht nun der Redakteur;
pff…,mein lieber Krause, pff…die Zeiten, pff…die sind schw…ör!
Wenn es an Sensationen mangelt, pff…, heiße Sachen…
da müssen Sie- pffff…die Sensationen eben selber machen! Pfff. !
Nun entwickeln Sie mal n’ bißchen Fantasie, nich wa!
Dazu mein Junge pff.. sind Sie ja schließlich da.. pfff…..!

<Du alter Pfeifenheini< dachte sich der Krause,
am liebsten fahre ich sofort zurück nachhause.
Jedoch dann siegt das ausgeprägte Pflichtgefühl.
Tja, Sensationen. Davon gibt es heutzutage nicht so viel.
In unsrer Zeit kann man mit Nichts mehr imponieren.
Man müßte mal n’ Außerirdischen entführen…!
Der Gedanke machte ihm auf einmal viel Vergnügen.
Verdammt – ich muß nur noch n’ guten Einfall kriegen!
Nachdenklich tastet er nach seiner Mütze,
ob sie auch fest und an der richt’gen Stelle sitze.

Nun ja. Sie sitzt schon an der richtigen Stelle.
Aber einfach so, ganz auf die Schnelle,
da fällt einem ja auch nichts Rechtes ein.
Es wird deshalb wohl auch am Besten sein,
ich werde heute Tante Minchen mal besuchen.
Da gibt es nachmittags stets Kaffee und auch Kuchen.
Tante Minchen lebte sehr gediegen in einer Residenz.
Da zog sie ein , nachdem der Gatte starb. Im letzten Lenz.
Man sagte oft, die Tante wäre manchmal etwas wunderlich.
„Na, wenn schon. Wer hat keinen Klaps. Mich stört es nicht.“

Der Hajo sah ja solche Dinge wirklich sehr gelassen.
Er mußte ständig Sensationsartikel doch verfassen,
da ging es nun tatsächlich auch recht oft sehr seltsam zu.
Denkt man nur mal an Lieses Reise. Sie war eine Kuh!
Ein Sträußchen ging er noch besorgen und Konfekt,
die Sorte selbstverständlich, die der Tante schmeckt.
Dann fuhr er, froh gestimmt, zur Residenz ‚MILANO’,
und hörte schon von weitem die Musik. Man spielt Piano.
Da konnte im Salon die Tante er auch gleich besuchen.
Sie lauschte hingerissen, trank Kaffee und aß Kuchen.

Sie hob den Zeigefinger warnend an die Lippen.
Nicht stören. Ein kleines bißchen tat sie dennoch nippen
an ihrer Kaffeetasse. Bröckelte auch etwas ab vom Kuchen.
Schließlich mußte sie ihn ja zunächst erst mal versuchen.
Als das Piano schwieg, posaunte sie aus voller Lunge:
„Daß du dich auch mal wieder sehen läßt, mein Junge….!“
Der Kaffee war noch heiß, er schmeckte und war stark.
Ein Stückchen Kuchen? Später ging man in den Park.
Da gab es sanfte Schatten unter hohen alten Bäumen.
Man konnt’ lustwandeln oder auf ner Banke träumen.

„Hier habe ich es wirklich gut“ sagt Tante Minchen leise,
lacht glucksend, fast geräuschlos, auf ganz besondere Weise.
„Hier gibt es keine bösen Pflegerinnen, keine Pfleger,
Hier kommt höchstens ab und zu der Kammerjäger.
Man hat seinen Frieden, seine Ruhe. Das ist angenehm.
Ach .lieber Junge, ja! Hier lebt es sich besonders schön.
„Warum auch nicht“ sagt Hajo höflich obenhin.
Für ihn ergibt der Text nicht unbedingt nen Sinn.
Die Tante lebt ja gut hier in der Residenz ‚MILANO’
Musik gibt’s auch, denn Jemand spielt Piano.

„Ich habe zu Dir wirklich grenzenlos Vertrauen.
Du wirst mich doch nicht etwa in die Pfanne hauen?
Ich habe ein Geheimnis, und das muß ich wahren.
Die Sache ist ein bißchen undurchsichtig und verfahren.“
„Na, dann schieß los, ich höre zu und werde schweigen.
Vielleicht kann ich dir später einen Ausweg zeigen.“
„Hier sind wir bald an einem kleinen Ententeich.
Da steht auch eine Bank, da setzen wir uns gleich.
Da schauen wir dann ganz entspannt den Enten zu,
und ich erzähl’ dir, Hans-Joachim, alles ganz in Ruh’!“

< Du lieber Himmel, was wird mir noch alles widerfahren!
Ich höre einfach zu und werde meinen Atem sparen >
Und beide sitzen endlich nun am See auf einer Bank
und stöhnen herzergreifend unisono „Gott sei Dank!“
„Nun, altes Mädchen, schieß mal endlich los, nicht wahr,
sonst sitzen wir hier auch noch bis zum nächsten Jahr!“
„Nun gut. Weißt du, ich höre Stimmen. Ziemlich oft!
Das es mal aufhört, habe ich vergebens längst gehofft.
Diese Stimmen reden manchmal über schlimme Sachen,
die mir großes Unbehagen, Kopfzerbrechen machen!“

Der Hajo liebt ja Tante Minchen, doch ergreift ihn Grausen.
Was hat die alte Dame denn in ihrem Kopf für Flausen.
„Wo kommen denn die Stimmen her, und wann?“
(Na, fangen wir mal ganz behutsam mit den Fragen an).
„Na, oft spät abends flüstern sie und schmieden Pläne.
Sie kommen hinterm Schrank hervor, so daß ich stöhne,
ganz außer mir und aufgeregt vor Angst und Schreck.
Und manchmal lachen sie gemein, dann sind sie weg!“
„Das hört sich alles ja auf jeden Fall sehr eigenartig an,
was man hier in der Residenz ‚ MILANO’ so erleben kann.“

Der Hans-Joachim schaut die Tante forschend an.
Ob man ihr wohl ein kleines bißchen glauben kann?
Mit Mißtrauen würde er sie sicher tief verletzen.
Er steht kurz auf, um sich gleich wieder hinzusetzen.
„Sag’ mal, die Stimmen – sind immer es die gleichen?
Können sie dich mit gleicher Lautstärke erreichen?
Wechseln die Stimmen sich ab? Ist eine Frau dabei?
Wie viele Stimmen sind es? Sind es viere, sind es drei?
Worüber reden Sie? Kannst du das auch verstehen?
Das Rätsel muß zu lösen sein. Das woll’n wir ja mal sehen.“

„Ja ja, ich weiß, du denkst bestimmt, die Alte spinnt.
Ich spinne nicht. Wer weiß, woher die Stimmen sind.!
Ich glaube es sind vier. Und eine Stimme ist sehr tief.
Es ist die von dem Kerl, nach dem man August rief!“
Für heute war es wohl genug. Es wurde kühl am Teich.
„Ich muß jetzt aber gehen. Ich verschwinde gleich.
Laß uns noch eine Weile, liebes Tantchen, schweigen.
Was dies bedeutet, wird sich schon noch zeigen!“
Er küßte Tante Wilhelmine erfurchtsvoll die Hand,
dann machte er recht lange Schritte und verschwand.

Verwirrt ist diese Tante nicht. Hatte sie eine Meise?
Altersschwachsinn zeigt sich auf verschiedne Weise.
Hatte sie den Drang, sich interessant zu machen?
Dachte sie sich etwa aus die ganzen dummen Sachen?
Doch dann hätte sie es sicher nicht nur ihm erzählt.
Sie hatte sich damit schon eine Weile rumgequält.
Viele Dinge konnte man mitunter nicht verstehen.
Doch gab es sie. Man hat schon Pferde kotzen sehen.
So fuhr er bis zur nächsten Pinte und bestellte sich ein Bier.
Es war ja Nachmittag. Schon wieder mal halb Vier.

Dann fuhr er noch mal in die Redaktion. Mal sehen,
ob zwischenzeitlich irgend etwas Wichtiges geschehen.
Klawitter saß da rum, schlecht gelaunt, verdrossen.
Renate hatte Kaffee ihm aufs Hosenbein gegossen.
„Was ist denn los, ist euch die Petersilie denn verhagelt?“
„Ach, zum Heulen. Alles ist mal wieder wie vernagelt.
Es gibt seit einiger Zeit hier eine freche Diebesmeute,
die beklaut in großem Stil geschwind die Leute.
Alles gut geplant. Zack zack, geklaut und weg.
Nichts bleibt den Leuten mehr, nur noch ein großer Schreck…!“

„Mich laust der Affe wenn ein kleiner Floh mich beißt.
Ich wette, daß der Räuberhauptmann August heißt!“
Der Hans-Joachim sagt es lachend so zum Schein
nur eben mal ganz unverbindlich in den Raum hinein.
Klawitter nun jedoch sagt seufzend und wird blaß:
„Ja, ja, Herr Krause, aber woher wissen Sie denn das?!“
Nun, Ha-Jo ist, wie man so sagt, eine ehrliche Haut,
dem man auch manche Dinge schon hat anvertraut,
die sehr geheim und nicht gehör’n an große Glocken.
Da war so mancher schon erstaunt und von den Socken.

Er schnappt Klawitter:. „Kommen Sie, wir müssen reden.
Was ich zu sagen habe ist nicht bestimmt für Jeden!“
Tante Minchen gehen beide öfter nun besuchen
mehr zum Abend hin. Tee und Wurststullen. Keinen Kuchen.
Einmal klappt es. Stimmen werden (nicht besonders) laut.
Ein Glück, daß Ha-Jo Tante Minchen hat vertraut.
Man kann die Herren, die da reden, wunderbar belauschen,
wenn sie Pläne machen und Erfahrung tauschen.
Man weiß Bescheid, man ist bereit, das ist ja prima,
und Tante Minchen triumphiert und sagt entzückt: na sieh’ ma!

Ein stillgelegtes Abflußrohr war nicht verschlossen.
Es war bisher nie wieder Wasser durchgeflossen.
Es lag nur umgebogen auf der Scheuerleiste.
Die Handwerker, die pfuschen alle, weißte.
Na jedenfalls, Klawitter fing verdienstvoll diese Bande
und Ruhe herrschte wieder nun für kurze Zeit im Lande.
Hans-Joachim machte daraus eine wilde Storia,
der Redakteur verteilte segnend Glanz und Gloria.
Die Haselmaus war stolz auf ihren Gatten.
S’ gab wenig Frauen, die ein Prachtstück hatten,

das sich mit ihrem Hans-Joachim konnte messen.
Das darf man schließlich ja auch nicht vergessen!

Berlin, den 6. Dezember 2009

LEWI

Sein Fahrzeug hat man ihm gestohlen

Der Herr Hans-Joachim Krause
wollte pünktlich heut nachhause.
Aber, wie’s so ist im Leben:
meistens geht etwas daneben.
Sein Wagen, parkend vor der Türe,
(er stand noch da, so um halb Viere)
war zur Zeit nicht mehr vorhanden.
Na, bis sie den wohl wiederfanden,
da ginge noch ne Menge Zeit ins Land.
Darum lag es nun dringend auf der Hand,
die Gattin rechtzeitig zu unterrichten.
Wenn nicht – sie würde ihn vernichten,

mit Worten, die nur Frauen sind geläufig.
Das kommt ja vor. Nicht allzu häufig,
jedoch empfand er dies als Schmach;
und dann gab es zuhause Krach!
So rief er an: „Ach, meine kleine Haselmaus,
ich komm’ wer weiß wann, heut’ nachhaus!
Stell dir nur vor, was mir passiert’:
Mein Fahrzeug hat man mir entführt!“
„So etwas kann ja auch nur dir passieren!
Mich wer’n sie eines Tages auch entführen.
Wärst du Beamter, kämst du rechtzeitig nachhaus.
Dann sähe unsre Ehe etwas anders aus!!!“

Diese Vorstellung traf ihn nun bis ins Mark.
Er war REPORTER! Seine Nerven waren stark,
das konnte mehrfach er ja schon erproben.
Sein Chef tat dieses auch besonders loben.
Jedoch bei Frauen -! Und dann auch noch seine-!
Manchmal ist’s besser, man lebt ganz alleine.
Die –Haselmaus- konnt’ sich ins Fäustchen lachen:
Geliebter Hajo, ich kann alles mit dir machen!
(Man sollte darauf nicht so unbedingt vertrauen.
Es gibt noch reichlich liebestolle Frauen.
Die kennen nix! Die angeln sich den Mann!
Dann hast du keinen Hajo, und was dann)?

Die Polizei hat sich nen Überblick verschafft,
schrieb alles auf, akribisch und gewissenhaft.
Baujahr, Farbe und so weiter, und so fort
welches Fabrikat, Modell. An welchem Ort,
an welchem Platz genau hat es gestanden.
Aha! Dort kam dieses Fahrzeug nun abhanden.
Geantwortet nun hatte Krause ganz gewissenhaft,
war von den Ereignissen des Tages auch geschafft
und lud Kollege Engelmann zum Imbiß ein.
Er wollte jetzt nicht unbedingt alleine sein.

Kurt Engelmann war einer von den Netten,
wie ihn gerne viele Leute als Kollegen hätten.
Da konnte Krause erst mal bißchen Dampf ablassen,
denn der Vorfall war ja wirklich schwer zu fassen.
Sein Wagen stand nachmittags um halb Viere
gut eingeparkt vor dem Verlag, fast vor der Türe.
Kein Luxuswagen, bißchen älter, das war richtig,
trotzdem fuhr er gut und schnell, das war ja wichtig.
Wer hatte die geliebte Mühle nur gestohlen!
Den würd’ er wirklich gerne jetzt versohlen!
Na, ist egal. Jetzt erst mal Würstchen und ein Bier.
Wir bleiben ja bestimmt noch eine Weile hier.

Inzwischen leerte sich auch bald die Redaktion,
und nach und nach kamen die Kollegen schon
zu Krause an den Tisch; teils, um ihn zu bedauern,
teils, mit ihm um sein Prachtstück nun zu trauern.
Auf einmal hatte jeder fast ein ähnliches Erlebnis,
und meistens tragisch endend ohne ein Ergebnis.
Es war unglaublich, was am hellen Tag geschah:
das Auto ist gestohlen – ist einfach nicht mehr da!
Auf diesen Schreck in der Nachmittagsstunde
spendiert Joachim Krause den Kollegen eine Runde.
Von Rührung ganz ergriffen, sagt Kollege Engelmann:
jetzt bin ich aber auch mal mit ner Runde dran.

Und der Kollege Weinhold konnte auch erzählen,
daß ihn noch heut’ manchmal Gewissensbisse quälen,
weil er sich lieh’ ein Auto, seine Schwester abzuholen.
„Tja, Jungs, ich will euch wirklich nicht verkohlen,
doch sind wir dann nachhaus gefahren mit der Bahn.
Wir kamen hier gesund, doch ohne Auto wieder an.“
„Haha“ meint die Kollegin Leni Wedelmeier dann:
„jetzt bin ich aber auch mal mit ner Lage dran!“
„Hoho“ schallt es begeistert aus der Herrenrunde.
„Ein Versprechen aus so schönem Damenmunde!“
Es vergehen ein paar Stunden und die Zeit verstreicht.
Krause sieht mal nach, ob auch sein Geld noch reicht.

Zeit zum Aufbruch. „Ich muß heim in meine Klause.
War doch ganz nett auch, mal so eine kleine Sause.
Der Anlaß war zwar nicht besonders schön –
doch irgendwann muß man nachhause gehen.
Frau Wedelmeier greift noch einmal in die Schüssel
mit den Nüssen, klappert munter mit dem Schlüssel,
und grüßt noch einmal nun mit vollem Munde
zum Abschied die verbliebene Tafelrunde.
Sie greift noch einmal zu, tief in die Schüssel,
und klappert wieder mit dem Autoschlüssel.
„Ich habe einen, und einen hat mein Mann.
Wir streiten ja auch manchmal, aber dann

sagt er doch immer gnädig – nimm den Wagen.
Ich kann ja meine Aktentasche tragen -.“
„Leni, du hast einen guten Mann. Gute Nacht!“
Dann werden schon die Lampen ausgemacht
und jedermann begibt sich auf den Weg nachhause.
Krause macht sehr nachdenklich noch eine Pause.
Und freundlich fragt ihn noch Kurt Engelmann,
ob er ihm irgendwie noch etwas helfen kann.
„Nein nein“ sagt Krause , und ist schwer versunken
tief in Gedanken, aber nun nicht mehr betrunken.
Denn nun weiß er, seine Hoffnung ist nicht unbegründet,
wo er nächtens noch bestimmt sein Auto findet.

„Sie ist da am Nachmittag vorbei gekommen!
Sie hat’s es ganz einfach weggenommen!
Sie ließ mich ganz einfach schmoren!
Sie hat’s faustdick hinter den Ohren!
Auf meine Kosten macht sie lustig sich!
Na, warte mal, ich räche mich!“
Froh, daß er nun seinen Wagen wieder fand,
der gut geparkt gleich an der Straßenecke stand,
verschwand er mit demselben in die Nacht,
die er woanders heute zugebracht.
Als Reporter kennt man so manchen Hafen,
da kann man hin und wieder auch mal schlafen.

Herr Hans-Joachim Krause rief sodann
am nächsten Morgen seine Gattin an.
„Mein Haselmäuschen, mach dir keine Sorgen.
Ich weiß nicht, komm’ ich heute oder morgen.
Ich bin Reporter, immer auf der Spur, nicht wahr.
Und mir passieren Dinge, die sind sonderbar.
Es gibt Dinge, die mich schrecklich quälen.
Wenn ich mal Zeit hab’, werd’ ich’s dir erzählen!“.
Nun ja, Frau Krause weinte bittre Tränen
am Telefon. „Wir müssen uns versöhnen,
komm doch heim, ich hab’s nicht bös’ gemeint.
Ein Viertelstündchen hat sie noch geweint.

Der Herr Hans-Joachim Krause
fuhr tatsächlich nun nachhause.
In ihrem tief empfundenen Schmerz,
(der Anblick brach ihm fast das Herz)
nahm er die Gattin tröstend in den Arm.
Und deren Herz wurd’ wieder warm,
das ja vor Kummer schon beinah zerbrach.
Da wurde sie in seinen Armen schwach.
„Ich habe mir dabei doch nichts gedacht.
Ich glaubte nur, ich hätte einen Spaß gemacht!“
Auch wenn man gar nichts weiß,
eines weiß man wirklich ganz genau,
völlig unverständlich für den Mann
ist die Logik einer Frau.

LEWI
19. 11. 2009