Der Eberhard ist weg

EIN ZAUBERHAFTER ORT IST AUCH DIESER

Wir trafen uns in Herrsching am Ammersee, unsere Freunde aus dem Norden von der schönen Insel Helgoland, die uns zuliebe nur unter Zwangsandrohung ihr Eiland verlassen hatten; wir natürlich und noch ein Zugereister aus Hannover. Ich kann mich nicht erinnern, wie er mal in unsere Truppe geraten ist. Ich mochte ihn nicht besonders. Mindestens zehn- bis zwölfmal am Tag begann er seine Sätze mit: Wir Hannoveraner sind ja.., oder wir Hannoveraner haben ja…., oder wir Hannoveraner würden wohl kaum….!

Vorgestern saßen wir alle gemütlich zusammen mit den Einheimischen in Kloster Andechs.. Die Sonne schien auf uns herab und diktierte gute Laune. Wir hatten das Glück, draußen einen Platz zu finden und genossen die urige Atmosphäre. Da es relativ früh am Tage und wir noch traditionsgemäß damit beschäftigt waren, die Riesenschweinshaxe und die Maß zu vertilgen, hatte es der Hannoveraner geschafft, uns so lange mit seiner Bitte zu traktieren, nach Ehrwald zu fahren, weil er dort einen guten Bekannten hatte, der ein As im Paragliding war, bis wir dem zustimmten und mit verhaltener Begeisterung einverstanden waren. Also rief Eberhard seinen Freund an und unterrichtete ihn von dem geplanten Überfall. Scherfkes Tochter Bella (isa-) hatte ihren kleinen Hund dabei. Margit war nicht sehr begeistert. „Ich finde es nicht in Ordnung, von früh bis spät die Kleine mitzuschleppen, sie ist kaum Vier. Das ist eine Tortur für das Kind. Und für den Hund genau so. Aber die Herren der Schöpfung bekommen ja nie genug, wenn sie sich mal etwas in den Kopf gesetzt haben.“ „Stimmt“ bestätigte ich matt. Aber zu Bellas Ehrenrettung muß ich sagen, sie ist die wohl einzige, die diesen Tag bestens überstanden hat.

So fuhren wir halt im Konvoi Richtung Süden. Ist ja nicht allzu lang die Fahrt. Ich hätte mich lieber abgesetzt, wäre gern mal wieder zum Eibsee – aber na ja. Werner schob die Lippe vor. „Habe ich den Impfschein vom Hund?“ „Braucht man den?“ „Was weiß ich. Früher mußte man ihn dabei haben.!“ „Früher, früher – ich will wissen ob jetzt.!“ Werner wandte sich an Klaus. „Was meinst du denn – ich will keinen Ärger.“ „Bin ick Moses? Wächst mir Gas inne Tasche? Wollte ick nach Ehrwald? Bei der Wärme? Vier Leute, een Kind, een Hund – und allet wegen diesen doofen Eberhard mit seine vornehme Schnauze.“

„Puppele, wenn die Polizei kommen sollte, sagste deinem Hundi: ab unter die Bank und keinen Mucks, ok?“ „Ok, keinen Mucks, Vati.“ Und irgendwann blickte tatsächlich ein Polizist in unser Auto. Nur mal so. „Nicht wahr Vati, wir sagen der Polizei nicht, daß wir einen Hund versteckt haben.“ Bella strahlte den Polizisten mir ihren blauen Kulleraugen an und lächelte honigsüß. „Na kleine Dame“ sagte der Ordnungshüter, wo ist er denn, der Hund.“ „Na unter der Bank, siehst du.“ Der Polizist lachte. Er blickte einmal kurz nach unten, aber da sah er nichts. Da waren Füße. „Gute Fahrt und viel Vergnügen“ sagte er. „Siehst du Vati, der hat ja gar nichts  gemerkt“ sagte Bella. Vati holte tief Luft, blickte kurz zum Himmel und schnell wieder auf die Fahrbahn. Vati schwieg.

Irgendwann kamen wir in Ehrwald an, oben auf dem Berg. Ich war kreutzlahm. So eine lange beengte Fahrt – puh. Ach, hätte ich lieber am Ammersee gesessen. Bei Kaffee und Kuchen. Irgendwie war die Stimmung dahin und die Helgoländer wären auch lieber auff Ihrer Insel gewesen. Ich hatte zunächst auch genug von der „Erholung“ und Klaus machte auch dieses Gesicht „Laß mich bloß in Ruhe!“

Da oben war es windig. Bella spielte mit dem Hund, ihre Mama blickte finster umher und strafte die Herren mit komplettem ignorieren ihrer Anwesenheit. Plötzlich waren wir alleine.Werner und Margit, Bella und der Hund, Klaus und ich. Eberhard der Hannoveraner hatte es erreicht, daß er einen Abflug machen durfte. Unser Interesse war mäßig. Wir hatten schon eine ganze Weile die Fliegerei beobachtet. Dann sahen wir den Eberhard, wie er in den Talkessel flog und flog und flog und flog nd schließlich unseren Blicken entschwand. Vielleicht wußte er nicht, wie man so ein Ding steuert. Er hatte sich so weit entfernt, so daß man nur noch ein Pünktchen sah.

Die Flieger, die vom Berg aus das Manöver beobachteten, schauten irgendwie entgeistert in die Ferne und eine junge Frau im gelben Hosenanzug schlug ihre Hände an die Wangen und rief: „Der Eberhard ist weg. Mein Gott! Der Eberhard ist weg!“ Bella saß im Gras und daneben ihr Hundi und hatte seine Schnauze in ihren Schoß gelegt. „Mammi, ich habe Hunger. Freust du dich jetzt? Der Eberhard ist weg.“ Klaus hatte sich entfernt bis dorthin, wo der Baumwuchs begann. Vielleicht mußte er ja mal. Dann kam er zurück über die Wiese. Bella formte ihre Hände zum Trichter. „Klaus kohomm,,wir faaahren, der Eeeeeeeberrr-haaaaaard ist. weg. Der E – ber – hard ist weeheg, weeheg!“

Auf dem Rückweg haben wir in Garmisch gut gegessen. Dann fuhren wir zurück nach Weßling. Hund und Kind waren im Auto eingeschlafen. Es wurde noch ein gemütlicher Abend. „Wir Berliner pflegen in solchen Situationen die Ruhe zu bewahren. Wir Berliner sind in solchen Fällen absolut die Ruhe selbst. Wir Berliner können……“ „Wenn du nicht sofort den Mund hältst“ sagte Werner, dann schmeiße ich euch raus. „Wir Berliner nhmen das zur Kenntnis“ sagte Klaus und verließ das Zimmer. Bella mußte wohl auch noch mal. Dann stand sie im Nachthemd in derWohnzimmertür und unterrichtet uns freudestrahlend: „Der Eberhard ist weg. Der ist weggeflogen.“

„Mond oder Mars? „ Fragte Margit.

Ein zauberhafter Ort ist ja auch dieser

Wir trafen uns in Herrsching am Ammersee, unsere Freunde aus dem Norden von der schönen Insel Helgoland, die uns zuliebe nur unter Zwangsandrohung ihr Eiland verlassen hatten; wir natürlich und noch ein Zugereister aus Hannover. Ich kann mich nicht erinnern, wie er mal in unsere Truppe geraten ist. Ich mochte ihn nicht besonders. Mindestens zehn- bis zwölfmal am Tag begann er seine Sätze mit: Wir Hannoveraner sind ja.., oder wir Hannoveraner haben ja…., oder wir Hannoveraner würden wohl kaum….!

Vorgestern saßen wir alle gemütlich zusammen mit den Einheimischen in Kloster Andex. Die Sonne schien auf uns herab und diktierte gute Laune. Wir hatten das Glück, draußen einen Platz zu finden und genossen die urige Atmosphäre. Da es relativ früh am Tage und wir noch traditionsgemäß damit beschäftigt waren, die Riesenschweinshaxe und die Maß zu vertilgen,hatte es der Hannoveraner geschafft, uns so lange mit seiner Bitte zu traktieren, nach Ehrwald zu fahren, weil er dort einen guten Bekannten hatte, der ein As im Paragliding war, bis wir dem zustimmten und mit verhaltener Begeisterung einverstanden waren. Also rief Eberhard seinen Freund an und unterrichtete ihn von dem geplanten Überfall. Scherfkes Tochter Bella (isa-) hatte ihren kleinen Hund dabei. Margit war nicht sehr begeistert. „Ich finde es nicht in Ordnung, von früh bis spät die Kleine mitzuschleppen, sie ist kaum Vier. Das ist eine Tortur für das Kind. Und für den Hund genau so. Aber die Herren der Schöpfung bekommen ja nie genug, wenn sie sich mal etwas in den Kopf gesetzt haben.“ „Stimmt“ bestätigte ich matt. Aber zu Bellas Ehrenrettung muß ich sagen, sie ist die wohl einzige, die diesen Tag bestens überstanden hat.

So fuhren wir halt im Konvoi Richtung Süden. Ist ja nicht allzu lang die Fahrt. Ich hätte mich lieber abgesetzt, wäre gern mal wieder zum Eibsee – aber na ja. Werner schob die Lippe vor. „Habe ich den Impfschein vom Hund?“ „Braucht man den?“ „Was weiß ich. Früher mußte man ihn dabei haben.!“ „Früher, früher – ich will wissen ob jetzt.!“ Werner wandte sich an Klaus. „Was meinst du denn – ich will keinen Ärger.“ „Bin ick Moses? Wächst mir Gas in de Tasche? Wollte ick nach Ehrwald? Bei der Wärme? Vier Leute, een Kind, een Hund – und allet wegen diesen doofen Eberhard mit seine vornehme Schnauze.“

„Puppele, wenn die Polizei kommen sollte, sagste deinem Hundi: ab unter die Bank und keinen Mucks, ok?“ „Ok, keinen Mucks, Vati.“ Und irgendwann blickte tatsächlich ein Polizist in unser Auto. Nur mal so. „Nicht wahr Vati, wir sagen der Polizei nicht, daß wir einen Hund versteckt haben.“ Bella strahlte den Polizisten mir ihren blauen Kulleraugen an und lächelte honigsüß. „Na kleine Dame“ sagte der Ordnungshüter, wo ist er denn, der Hund.“ „Na unter der Bank, siehst du.“ Der Polizist lachte. Er blickte einmal kurz nach unten, aber da sah er nichts. Da waren Füße. „Gute Fahrt und viel Vergnügen“ sagte er. „Siehst du Vati, der hat ja gar nichts gemerkt“ sagte Bella. Vati holte tief Luft, blickte kurz zum Himmel und schnell wieder auf die Fahrbahn. Vati schwieg. Irgendwann kamen wir in Ehrwald an, oben auf dem Berg. Ich war kreutzlahm.

So eine lange beengte Fahrt – puh. Ach, hätte ich lieber am Ammersee gesessen. Bei Kaffee und Kuchen. Irgendwie war die Stimmung dahin und die Helgoländer wären auch lieber auf Ihrer Insel gewesen. Ich hatte zunächst auch genug von der „Erholung“ und Klaus machte dieses Gesicht „Laß mich bloß in Ruhe!“

Da oben war es windig. Bella spielte mit dem Hund, ihre Mama blickte finster umher und strafte die Herren mit komplettem ignorieren ihrer Anwesenheit. Plötzlich waren wir alleine.Werner und Margit, Bella und der Hund, Klaus und ich. Eberhard der Hannoveraner hatte es erreicht, daß er einen Abflug machen durfte. Unser Interesse war mäßig. Wir hatten schon eine ganze Weile die Fliegerei beobachtet. Dann sahen wir den Eberhard, wie er in den Talkessel flog und flog und flog und flog und schließlich unseren Blicken entschwand. Vielleicht wußte er nicht, wie man so ein Ding steuert. Er hatte sich so weit entfernt, so daß man nur noch ein Pünktchen sah.

Die Flieger, die vom Berg aus das Manöver beobachteten, schauten irgendwie entgeistert in die Ferne und eine junge Frau im gelben Hosenanzug schlug ihre Hände an die Wangen und rief: „Der Eberhard ist weg. Mein Gott! Der Eberhard ist weg!“ Bella saß im Gras und daneben saß ihr Hundi und hatte seine Schnauze in ihren Schoß gelegt.

„Mammi, ich habe Hunger. Freust du dich jetzt? Der Eberhard ist weg.“ Klaus hatte sich entfernt bis dorthin, wo der Baumwuchs begann. Vielleicht mußte er ja mal. Dann kam er zurück über die Wiese. Bella formte ihre Hände zum Trichter. „Klaus kohomm,,wir faaahren, der Eeeeeeeberrr-haaaaaard ist weeeeheg. Der E – ber – hard ist weeheg, weeheg!“

Auf dem Rückweg haben wir in Garmisch gut gegessen. Dann fuhren wir zurück nach Weßling. Hund und Kind waren im Auto eingeschlafen. Es wurde noch ein gemütlicher Abend. „Wir Berliner pflegen in solchen Situationen die Ruhe zu bewahren. Wir Berliner sind in solchen Fällen absolut die Ruhe selbst. Wir Berliner können……“
„Wenn du nicht sofort den Mund hältst“ sagte Werner, dann schmeiße ich euch raus. „Wir Berliner nehmen das zur Kenntnis“ sagte Klaus und verließ das Zimmer. Bella mußte wohl auch noch mal. Dann stand sie im Nachthemd in der Wohnzimmertür und unterrichtet uns freudestrahlend: „Der Eberhard ist weg. Der ist weggeflogen.“

„Mond oder Mars? „ Fragte Margit.

Berlin, den 17.8.2012/Lewi

Alle Namen und Orte sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen zufällig.